Besser im Gleichgewicht – Balance Pads für Pferde

Balance Pads sind wahre Stabilitätstrainer. Indem man den Pferdekörper absichtlich aus dem Gleichgewicht bringt, muss dieser seine Tiefenmuskulatur „aktivieren“, um diese Schiefe auszugleichen. Diese Muskulatur ist essentiell wichtig, um Sehnen, Bänder und den ganzen Körper zu stabilisieren.

Wie wirken die Balance Pads?

Das Stehen auf den flachen, weichen Schaumstoffmatten fordert den Gleichgewichtssinn und verbessert die Koordination. Um die Balance auf dem „beweglichen Untergrund“ zu halten, sind ständige Ausgleichsbewegungen erforderlich. Das stärkt den Rumpf, da Bauch- und Rückenmuskeln gleichermaßen arbeiten müssen. Dabei wird insbesondere die Tiefenmuskulatur (Haltemuskeln) angesprochen. Man spricht hierbei von propriozeptivem Training, d.h. Wahrnehmung und Reaktionsfähigkeit werden geschult. Der Körper verfügt über Rezeptoren der Tiefensensibilität (Propriozeptoren). Sie geben wichtige Informationen über die Körperhaltung sowie Muskel- und Gelenkspannung an das Gehirn weiter, welches dann Befehle an die Muskulatur weitergibt (z.B. anspannen). Die Geschwindigkeit der Informationsübermittlung kann man trainieren. Je schneller also die Reaktionsfähigkeit des Pferdes, desto größer auch der Schutz vor Verletzungen.

Du wirst erstaunt sein wie schnell und positiv dein Pferd auf die Balance Pads reagiert. Üblicherweise entspannen die Pferde schon nach kurzer Zeit, was du z.B. durch Kauen, Gähnen oder geschlossene Augen bemerkst. Viele Pferde schaukeln ihren Körper regelrecht hin und her.

Hierbei wird die Koordinationsfähigkeit trainiert. Das Pferd lernt schnell auf Veränderungen im Untergrund zu reagieren. Das schult die Wahrnehmung für den eigenen Körper und sorgt dafür, dass die motorische Reaktion (Bewegung) auf einen wahrgenommenen Reiz zielgerichteter gesteuert und kontrolliert wird.

Für wen sind die Balance Pads geeignet?

Für „Körperkläuse“, also große schlaksige Pferdetypen, denen es schwer fällt, den eigenen Körper und die 4 Beine zu sortieren. Das Pferd bekommt ein besseres Bewusstsein für seinen Körper.

Das solltest du beachten:

Die Balance Pads sind Helferlein im Rahmen der Physio- und Ergotherapie und kein bloßes „Spielzeug“. Sie verbessern die Sensomotorik, also das Zusammenspiel von Hirn- und Nervenaktivität und Bewegungsabläufen. Führe dein Pferd langsam und bedacht an das Training mit den Balance Pads heran. Das Pferd gibt das Tempo vor: Die jeweilige Trainingsdauer hängt vom jeweiligen Pferd und seinen körperlichen Voraussetzungen ab. Du kennst dein Pferd am besten: Achte auf die Mimik und die Reaktionen deines Pferdes. Beginne minutenweise mit einem Bein und steigere das Pensum allmählich.

Nicht bei akuten Verletzungen und Entzündungen oder direkt nach einer OP anwenden! Idealerweise stimmst du das Training mit den Balance Pads mit deinem Tierarzt und/oder Pferdephysiotherapeuten ab und lässt dir die Anwendung zeigen.


Ich persönlich verwende gerne die MOVIT Balance Pads, weil sie sich als robust erwiesen haben und breit genug sind, sodass auch zappelnde Pferdehufe nicht gleich neben sondern dennoch auf dem Balance Pad stehen. Geübte Kandidaten stehen auch mit beiden Vorderhufen auf einem Balance Pad.

Über die Wichtigkeit der Lösungsphase und des Abwärmens

Die Lösungsphase soll das Pferd körperlich und psychisch auf die sportliche Belastung vorbereiten. Genau genommen stellt sich das Organsystem auf die höhere Beanspruchung ein, die Steuerungs- und Kontrollprozesse der Nervenzellen werden vorbereitet und das Pferd kann sich emotional auf die bevorstehende Anstrengung und Leistung einstellen. Nur so ist Leistungssteigerung überhaupt möglich und das Verletzungsrisiko wird minimiert.

Das passiert beim Aufwärmen:
  • Herzfrequenz und Blutdruck steigen an
  • Das Herzminutenvolumen, also das Blutvolumen, welches das Herz pro Minute in den Kreislauf pumpt, steigt an. Die Atmung wird tiefer.
  • Das Atemminutenvolumen, also das Volumen an Atemluft, welches pro Minute ein- bzw. ausgeatmet wird, steigt an.
  • Körpertemperatur steigt an
    →Das Pferd läuft auf „Betriebstemperatur“, d.h. Muskulatur und Bindegewebe haben ihre optimalen Arbeitsbedingungen erreicht.
  • Der Stoffwechsel wird angeregt.
    →Der Körper schüttet entsprechende Hormone und Botenstoffe aus.
  • Aufmerksamkeit und Motivation steigen
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Für die Aufwärmphase solltest du mindestens 15, besser 20 Minuten einplanen. Kreislauf und Atmung müssen sich vom Ruhemodus auf Arbeit umstellen. Die lockernde, lösende Bewegung sorgt auch für ausreichend Synovialflüssigkeit (“Schmiere”) im Gelenk. Kann der Knorpel nicht gleiten, erhöht sich die Reibung und Verschleißerscheinungen (z.B. Arthrose) werden begünstigt. Die Lösungsphase soll das Pferd für die bevorstehende Arbeit vorbereiten und nicht ermüden. Zu hohe Belastung bereits während des Lösens verbraucht unnötig Kräfte, welche dann für die eigentliche Aufgabe nicht mehr zur Verfügung stehen (z.B. viele Sprünge auf dem Abreiteplatz).

Das richtige Cool Down

Dem Abwärmen solltest du die gleiche Wichtigkeit wie der Lösungsphase beimessen. Einfach nur austraben und Schritt gehen, reicht oftmals nicht aus. Die Stoffwechselvorgänge warten auf Unterstützung (z.B. muss das zirkulierende Blut neu verteilt werden). Bleibt die Durchblutung nach Belastungsende weiterhin hoch und wird nicht auf ein moderates, angepasstes Maß zurückgefahren, werden Muskelverspannungen begünstigt. Das gezielte Abwärmen leitet die Regeneration, also die Wiederherstellung der Leistungsreserven, ein und initiiert damit die Vorbereitung für die nächste Belastungsphase.

Nach dem Ritt ist vor dem Ritt! In der Abwärmphase sollte der Stoffwechsel aerob arbeiten, sodass Stoffwechselrückstände (z.B. Laktat) zügig abtransportiert werden. Für das Cool Down solltest du mindestens so viel Zeit wie für das Aufwärmen investieren. Zur Abwärmphase gehört auch die „Nachsorge“, sprich die Kontrolle auf etwaige Verletzungen oder Überbeanspruchung. Damit wird der Grundstein zur Regeneration gelegt, bspw. durch Abkühlung, Ausgleich des Wasserhaushalts oder Auffüllen der Energiereserven durch geeignete Fütterung.

Nun beginnt die eigentliche Regeneration und körperliche Trainingsanpassung, welche die Grundlage für den Erfolg der nächsten Trainingseinheit bildet. Ungenügendes Cool down verzögert die Regenerationsphase und schränkt die körperliche Anpassungsbreite ein. Nach ungewohntem Bewegungstraining sollte Muskelkater mit einkalkuliert werden. Hier sind physiotherapeutische Maßnahmen sinnvoll!

Fütterungsberatung und Physiot-Osteotherapie – Was mache ich da eigentlich?

Immer wieder werde ich gefragt wie eine Fütterungsberatung eigentlich abläuft und in welchem Zusammenhang das zu meiner Tätigkeit als Pferdephysiotherapeutin steht. Warum frage ich im Rahmen einer Fütterungsberatung Informationen zum Reitverhalten des Pferde ab? Und warum mache ich bei Physioterminen zumindest einen kurzen Futtercheck? Manch einer mag es nicht glauben. Es bestehen enge Zusammenhänge zwischen der Fütterung und dem Bewegungsapparat unseres Pferdes.

Sämtliche Strukturen des Körpers wie bspw. Knorpel, Knochen oder Sehnen benötigen physiologische Reize (z.B. Bewegung), um ihre Funktionen auszuführen. Zur Ausübung dieser Funktionen benötigt der Köerper “Nahrungsbausteine”. Das sind z.B. Nährstoffe, die als Cofaktoren für allerlei Stoffwechselvorgänge verwendet werden. Ferner benötigt der Körper Energie, um diese Stoffwechselreaktionen überhaupt umsetzen zu können. Für einen reibungslosen Ablauf der Körperfunktionen muss also ein ausgewogenes Verhältnis von Angebot und Nachfrage von Nahrungsbausteinen vorliegen. Die Fütterung übernimmt einen enormen Einfluss auf die Körperfunktionen und den Bewegungsapparat des Pferdes.

Neben den strukturellen Aspekten befasst sich die Osteopathie u.a. mit den inneren Organen sowie den umgebenden Strukturen und deren Einfluss auf die Beweglichkeit des Körpers. Die Organe sind über bindegewebige Fasern miteinander verbunden. Innerhalb dieser sind sie beweglich und haben ihren eigenen Rhythmus (z.B. Atemrhythmus der Lungen), welchen der Osteopath spüren kann. Organfehlfunktionen oder äußere Einwirkungen (z.B. Schonhaltung) können die freie Beweglichkeit einschränken. Es entstehen Verspannungen oder Verklebungen, die langfristig zu chronischen Überlastungssymptomen führen. Durch sanfte manuelle Behandlung wird die freie Beweglichkeit im Bauch- und Brustraum wiederhergestellt und die Vitalität des Organs bzw. verbundener Strukturen verbessert.

Der gesamte Verdauungstrakt ist eng mit dem vegetativen Nervensystem verbunden. Stimmung und Darmtätigkeit beeinflussen sich gegenseitig. Pferde mit Verdauungsproblemen sind häufig verspannt und wirken erregt bzw. gestresst, lassen sich ungern gurten oder sind gar kitzelig. Wer weiß, dass der Darm eines Pferdes den Großteil des Bauchraumes auskleidet, dem wird klar, dass ein “kitzeliges” Pferd eventuell Bauchschmerzen haben könnte. Permanente Bauchschmerzen führen zu Verspannungen, ein ungeübter Reiter oder unpassendes Equipment kann sein Übriges dazu beitragen. Und schwupps hat das Pferd eine Blockade an einer ferngelegenen Stelle, die in erster Linie nicht auf ein Verdauungsproblem hindeutet. Umgekehrt kann auch ein unpassender Sattel zu Verspannungen führen, die (irgendwann) in Verdauungsproblemen münden. In den meisten Fällen ist es sogar eine Kombination verschiedener Dinge.

Aber wer zuerst da war – das Huhn oder das Ei – darüber lässt sich meist spekulieren. Blockaden müssen gelöst und Ursachen behoben werden. Damit das nachhaltig geschehen kann, ist meiner Erfahrung nach ein ganzheitlicher Lösungsansatz unerlässlich. Die Fütterung hat unmittelbaren Einfluss auf die Gesundheit unserer Pferde, daher ist die Fütterungsberatung ein unabdingbarer Bestandteil meiner Tätigkeit.

Beispiel: Bei Sehnenproblemen werde ich mich nicht lokal nur auf die verletzte Sehne stürzen, sondern auch hinterfragen, wie es dazu gekommen ist. Das heißt, dass ich die beteiligte Muskulatur ebenso behandele wie sämtliche denkbare Ursache-Folge-Kettenbeziehungen. Diese Überlegungen müssen sich bis ins Rehatraining durchziehen. Ergänzende Fütterungsmaßnahmen runden das Behandlungskonzept ab.